Ohana means family

Heyyyyy! Wieso sagt mir niemand, dass sich die Spielregeln bezüglich Freundschaften geändert haben? Ich dachte das wäre nur während der großen Umstrukturierung vor ein paar Jahren ein Thema gewesen, wo man Freunde wegen ihrer Meinung „entfreundet“ hat. Offensichtlich ist das aber bei vielen hängen geblieben. Oder einige denken, dass das der normale und eigentliche Umgang ist, wie man auf „Freunde“ reagiert, die nicht das machen, was man gerne will. 

Ich bin da leider altmodisch. Mir bedeutet das Wort tatsächlich etwas. Deshalb benutze ich es nicht inflationär und überlege mir sehr genau, wer die Bezeichnung verdient. 

Ich bin immer wie vor den Kopf gestoßen, wenn mir jemand die Freundschaft kündigt. Vor allem wenn ich nicht weiß, welches „Fehlverhalten“ dazu geführt haben könnte. Man spricht ja nicht. Man blockiert. Man ghostet (den Ausdruck gibt es tatsächlich und kommt aus dem Narzissmus-Bereich. Auch so ein Thema, aber nicht heute). Eine Freundschaft kündigen ist eine große Sache. Also früher mal. Aber da hat man auch nicht jeden mit Schmatzi begrüßt und mit Schatzi betitelt.

Irgendwie hat sich die Geschwindigkeit von Freundschaften verändert. Das ist mir aufgefallen. Was ich damit meine? Man freundet sich sehr schnell an, man verbringt eine intensive Zeit miteinander. Man hält sich nicht mehr mit oberflächlichen Gesprächen auf, sondern geht gleich ans Eingemacht: Sehr persönlich, sehr tiefgründig. Eigentlich schon fast übergriffig. Aber Freunde sind ja nicht übergriffig, die dürfen etwas tiefer schürfen. Und dann Zack! Bumm! Ist alles wieder vorbei, so schnell wie es da war. Äh, also, irgendwie kann ich damit so überhaupt nichts anfangen. Ich bin da altmodisch. Immer noch. Wenigstens ein Tschüss wäre nett. Oder ist das echt schon zuviel verlangt? Macht man wohl nicht mehr. Es geht mir nicht darum, was ich alles gegeben und reingesteckt habe, aber …. Hä? Wie kann ich mich denn so täuschen? Oder habe ich nur nicht richtig zugehört? Oder wollte ich bestimmte Signale nicht sehen, weil FriedeFreudeEierkuchen und so? Schönreden quasi.

Man vergisst bei der ganzen Geschwindigkeits-Geschichte eine Kleinigkeit: Man lernt den anderen gar nicht mehr kennen. Man entwickelt sich nicht mehr miteinander. Örtliche Entfernung hat überhaupt nichts damit zu tun und ist wirklich keine Ausrede mehr. Es gibt so viele Errungenschaften, die Distanz überbrücken, nicht wahr? Man lernt von dem anderen die wirklich interessanten Seiten nicht mehr kennen. Man bekommt nur das gezeigt, was dich der andere sehen lassen will. Dann die andere Frage: Wenn ich jemanden so schnell abschießen kann – habe ich dann überhaupt eine Beziehung zu der anderen Person aufgebaut? Interessiert mich die andere Person überhaupt? Bin ich innerlich abgestumpft? Also, ich rede hier nicht von mir. Ich versuche wieder mal zu verstehen wie jemand, mit dem ich ein intensives Jahr verbracht habe, mit dem ich mich angefreundet hatte, den ich wieder mal sehr schnell in meine Familie (OHANA) aufgenommen hatte, einfach so aus meinem Leben verschwindet. Und das meine ich wortwörtlich. Ich habe gelernt nicht hinterher zu trauern, nicht zu viele Fragen zu stellen und es einfach (einfach? Einfach ist gar nichts) hinzunehmen. Und noch etwas Wichtiges: Mir keine Schuldgefühle zu geben oder mir selber Vorwürfe zu machen. Ich kann nichts ändern, ich werde keine Antworten bekommen, wenn es hoch kommt ernte ich vielleicht ein paar Vorwürfe, aber mehr nicht. Dann geh, aber geh. 

Das sind auch gerne mal die Menschen, die sich für empathisch halten. Die sagen: Es gibt immer zwei Beteiligte. Ja, aber wo ist denn jetzt der andere Beteiligte? Ich bin nur eine Person (naja, vielleicht habe ich noch andere Seiten, die in mir schlummern, ich kleines Teufelchen) und die andere? Ist wohl die, die recht hat. Womit auch immer. Denn diese Person hat keine Fehler und macht nichts falsch. 

Um also wieder das Interesse des anderen zu wecken (wenn ich das denn wollte) müsste ich mich für etwas ent-schuldigen. Wäre gut zu wissen, wofür, aber würde das eine Rolle spielen? Ist ja nicht mein Ego, das hier gefüttert werden will. Also nochmal: Ent-Schuldigen. Lasst euch das Wort mal auf der Zunge zergehen. Womit habe ich denn Schuld auf mich geladen? Wofür soll ich mich ent-schuldigen? Bitte, mach meine Schuld/Verstoß/Fehltritt weg. Damit bringt man den anderen in eine große Machtposition. Will ich das?  Jetzt habe ich aber schon mal prinzipiell ein Problem damit, wenn ich mich einfach mal generell entschuldigen soll und man mir nicht sagt, wofür. Wenn ich es nicht nachvollziehen kann. Ich entschuldige mich, wenn dich mein Verhalten verletzt hat, oder etwas, das ich gesagt habe. Das kann ich verstehen und nachvollziehen. Ich will nicht, dass sich jemand wegen mir schlecht fühlt. Aber wer nimmt sich schon noch die Zeit, dem anderen das Warum zu erklären? Aber generell Schuld auf sich nehmen, weil der andere anders (nicht falsch) reflektiert? Oder weil er es einfach erwartet? Auf gar keinen Fall!

Denn dann gibt es ja noch die Leugner (nicht Lügner), für die alles, was sie von sich geben, Sinn macht. Je mehr Zeit vergeht, desto sinniger. Und desto weniger haben sie falsch gemacht. Da entsteht dann gerne so eine Art Demenz: „DAS soll ich gesagt haben? „Nenene, das war ganz anders.“ Und plötzlich wird eifrig in der Gerüchteküche ein Süppchen gekocht. Und man weiß gar nichts von seinem Glück. Aber die Suppe wird immer besser, je mehr davon kosten/wissen. Ach, was solls. Wenn es demjenigen gut tut. Die Leute glauben eh, was sie glauben wollen. 

Das ist dann auch der Punkt, an dem ich weder an einer Aussprache, noch an „Freundschaften“ interessiert bin. Denn dann müsste ich von meinem Gegenüber verlangen, dass er zumindest versucht meinen Standpunkt zu verstehen oder in Erwägung zu ziehen, dass es doch mehr als seine Sichtweise geben könnte. Und DAS ist sowas von zu viel verlangt. Das ist dann wie Erbsen an die Wand schmeißen. Geht auch nix durch. Kann man sich total sparen. 

Oh, aber wieso OHANA? Ohana finde ich sehr bedeutsam und ich liebe dieses Wort. Ohana ist das hawaiíanische Wort für Familie. Nicht nur die Blutsfamilie, sondern alle mit denen wir eine tiefe Freundschaft und natürlich Liebe verbinden. Und Familie bedeutet, niemand wird vergessen oder bleibt zurück. 

Und das ist meine unveränderliche Regel: Wenn ich mich mit jemandem tief verbunden fühle, wird er wie Familie – Ohana – behandelt. Mit allem Drum und Dran. Da ist es mir egal, wer oder was du bist: jung – alt, reich – arm, Manager oder Putzfrau, mit Zähne oder ohne, Dreads oder Glatze, mit Handicap oder ohne. Die Schwingung macht es doch aus. Und da liegt der Pudel im Pfeffer (Hase im Kern?, Fuchs begraben?, ach, egal): Die Schwingung ist doch nicht einfach weg, so von heute auf morgen. Eine Freundschaft kann nur dann plötzlich zu Ende sein, wenn die Schwingung noch nie da war. Hm, hab ich mich wieder mal täuschen lassen? Ich verstehs nicht. Es führt aber dazu, dass man vorsichtiger wird mit „neuen“ Menschen und die „alten“ zu schätzen weiß (und jede Ehrlichkeit, die sie von sich geben). Ich hab nicht viele Freunde, aber lauter gute. Authentische und die können mir sagen, was sie denken. Andersherum genauso. Das sind die, bei denen ich nachts um 3 mit einer Büx aufm Kopf an der Türe klingeln kann und ich nicht weggeschickt werde mit der Frage, ob ich einen totalen Sprung in der Schüssel habe. Das sind die, die sich erst kümmern würden und dann fragen, was los ist. Würden. Mach ich ja nicht. Aber ich könnte. 

Wer gehen will, soll gehen. Ich halte niemanden fest. Das tut keinem gut. Du bist willkommen, wenn du ehrlich mit mir bist. Aber verarsche mich nicht und nutze mich nicht aus. Denn dann kommst du hier nie wieder rein. Ich habe keine Zeit mehr für Dramen, die ich nicht will oder zu mir gebracht werden, die entstehen durch Unehrlichkeit, Langeweile, Ignoranz oder vielleicht auch nur aus Spaß. Egal ob es Leute sind, die ich für Freunde gehalten habe, oder meine Blutsfamilie. Ich mach da mittlerweile keinen Unterschied mehr. 

Ich habe meine Ohana.

Passt auf euch auf, sonst macht es keiner. Oder vielleicht doch?

 

2 Gedanken zu „Ohana means family

  1. Oh ich liebe deinen Blog einfach! Hab ich das eigentlich schon mal gesagt? Nein? Weißte Bescheid, Schätzelein! Wie ich diese Thematik ebenso zerdenke, kannste dir denken – du weißt schon! *zwinker zwonker* Ich hab dazu mal das hier in meinem Blog geschrieben:

    „Du willst in mein Leben kommen, dann bist du willkommen! Du willst aus meinem Leben gehen, dann geh! Aber bitte bleib nicht in der Türe stehen, du behinderst den Verkehr!“

    Mittlerweile hinterfrage ich auch nicht mehr, wieso mich Menschen ghosten (ja, auch mir „passierte“ das). Ich suche die Fehler nicht mehr bei mir. Ich hab die betreffendenMenschen gefragt, was die Ursache des Kontaktabbruchs sei, aber nie Antworten bekommen. Schade Marmelade. Früher hat mich das sehr belastet. Heute gehe ich meinen Weg und bleibe bei mir, reflektiere und überlege, ob ich fair, ehrlich und freundlich war. Und was soll ich sagen? Meist bin ch das sogar – wenn man mich nicht betrügt oder verletzt. Dann fahre ich meine Stacheln aus.

    Mittlerweile bin ch wirklich froh um all die Menschen in meinem Leben, die „barfuß im Herzen“ sind. Und auf die passe ich auf! Das tun die mit mir auch! Und bei dieser Tipperei grad macht sich ein wohliges warmes Gefühl im Bauch breit. Dafür Danke!

    Lili – für dich immer Lili <3

    1. Wieder mal einig🫶 andere Worte, selber Inhalt. Ich finde das immer wieder erstaunlich. 🙏 Obwohl ich mich langsam daran gewöhnen sollte☺️ danke für deine Bestätigung. Dann liege ich wohl nicht so falsch mit meiner Einstellung zu dem Thema 😅 ich denke mittlerweile, dass viele Menschen einfach nicht damit umgehen können, wenn man sie ohne Fluchtmöglichkeiten mit direkten Fragen konfrontiert. Plötzlich verstummen sie und schieben alles auf deine bunte Vorstellungskraft. Und das halte ich für unglaublich feige. Aber was weiß ich schon? Ich hab mich immer unangenehmen Gesprächen gestellt und bin ihnen nicht aus dem Weg gegangen (obwohl mir erst vor ein paar Monaten noch vergeworfen worden ist, ich ginge Konflikten aus dem Weg). Stimmt u.U. bedingt: wenn ich merke, das ist der Aufwand nicht wert oder meine Worte würden verdreht werden, DANN spare ich mir das. 😮‍💨

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