…und Kaltenberg ist doch cool

Ich mag jetzt doch noch was zu unserem Kaltenberg-Erlebnis schreiben. Lili hat das zwar schon bei Campa Freya so schön zusammengefasst, aber ich hab das nochmal aus einem andere Blickwinkel. Denn mich aus meinen heiligen 4 Wänden zu wagen, etwas zu machen, das ich noch nie in der Form gemacht habe und mich einfach auf meine Freundin verlasse (die zwar manchmal holterdipolter tolle Ideen hat, aber was mich betrifft immer umsichtig ist), also DAS war ein Abenteuer für mich. Ich hatte einfach keine Ahnung, ob mir das gefällt. Das, was ich vom letzten Jahr aber mitbekommen hatte, hat mich schon angefixt. Ich wollte das auch. Und als Lili letztes Jahr meinte, sie macht das nur nochmal, wenn noch eine dritte Person dabei ist, hab ich schneller „Hier! Ich!“ gesagt, als mein Kopf denken konnte. Also hatte ich  mich hinreißen lassen, für 2 Wochenenden fest zuzusagen.

Bammel hatte ich erst so ganz kurz davor. Warum? Ich hatte einfach einen Heidenrespekt vor dem ganzen Projekt: Ich kannte Bea noch nicht. Harmonieren wir überhaupt? Was, wenn nicht? Dann werden die Tage (und Nächte) richtig lang. Und dann die „Arbeitszeiten“. Das ging bis tief in die Nacht. Und so viele Menschen. Den ganzen Tag kein Entkommen. Und dann hat es sich ergeben, dass ich sogar das 3. Wochenende auch noch dabei sein konnte. Ich hatte ganz kurz überlegt, ob ich es einfach bei 2 Wochenenden belassen soll. Aber irgendwie standen die Zeichen auf „GO! Mach es einfach und denk nicht soviel!“. Die Mädels waren ja schon Wochen vorher megaaufgeregt und nervös, aber das konnte mich noch gar nicht erreichen, denn bei mir stand ja noch die Handwerkskammerprüfung an, ihr erinnert euch vielleicht noch. Außerdem habe ich mich sowieso auf die beiden verlassen. Die Prüfung war vorbei und eine Woche später war dann bereits Kaltenberg. Und ich mit meinen neuen Mittelalterklamotten. Ich hab mich sofort damit wohlgefühlt. Ist das komisch? 

Lili hat mich abgeholt vom Parkplatz, Ausweise übergeben und dann sind wir aufs Gelände marschiert. Das war so unglaublich beeindruckend für mich. Ich bin nun mal ein Landei und gern daheim. Aber DAS! hat mich umgehauen. Ich war hin und weg. Und dann Bea. Naja, was soll ich sagen. Nix. Bea ist ne Granate. Ein wahnsinnig schöner Mensch – innen wie außen. Und selten so einen witzigen Menschen getroffen, der so laut und viel über sich lachen kann. Oh, wie ich das liebe. 

Lili und Bea waren eingespielt mit dem Zelt und dem Aufbau. Ich habe erst mal nur gekuckt und auf Anweisungen gewartet. Oh, wie cool war das, bitte! Ich mittendrin im größten Ritterspektakel, das man sich vorstellen kann. Wie konnte das bisher nur so dermaßen an mir vorbeigehen?

Weil ich ein kleiner Schisser bin und mir gerne mal alles im Vorfeld kaputt denke. Ich kann mich auch auf etwas total freuen, nur um es mir dann ganz kurz vorher anders zu überlegen. Aber dieses Mal hatte ich mein Wort gegeben und wenn ich etwas verspreche, dann wird das gehalten (deshalb überlege ich mir immer sehr genau, ob ich etwas verspreche. Denn dann kann ich nicht zurück. Was hier mein Glück war). 

Am ersten Tag waren Lili und ich gut beschäftigt mit dem Einflechten von Synthetics und Beratungen. Die Parade ging direkt bei unserem Zelt vorbei. Das war laut und ein Riesengedränge, aber ich hatte meine Ohrstöpsel wohlweislich dabei. Erst dachte ich noch: Pf, Quatsch mit Soße. Aber ich war schon sehr bald sehr froh, dass ich darauf nicht verzichtet hatte. 

Und dann kam die Gauklernacht. Die längste aller Nächte. Und die schlimmste Nacht für mich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte mal so gefroren hab. Ich war völlig falsch angezogen und hab die Kälte in der Nacht total unterschätzt (kurzärmeliges Kleid, barfuss in den Sandalen) und das warme Zeug lag im Van. Ich hätte es holen können, aber wie hätte das denn ausgesehen? Ich kann euch sagen wie es ausgesehen hat: Saublöd, weil mir irgendwann fast die Zähne geklappert haben. Und hier hatte ich das erste Mal Sekundenschlafs (Mehrzahl von Schlaf?, keine Ahnung), denn mir ist das nicht nur ein Mal passiert, dass ich fast vom Stuhl gekippt wäre, weil ich kurz (eine Sekunde?) eingenickt bin, sondern ein paar Mal. Ich war so unglaublich müde. Und die Leute wollten einfach nicht nach Hause. 

Naja, ich kürze mal etwas ab. Die Atmosphäre, bevor die Zuschauer kommen, war besonders und ich durfte Teil von dieser besonderen Bubble sein. Und so konnte ich mal auf dem gesamten Gelände rumstromern und mir alles ein aller Ruhe anschauen, ohne durch die Menschenmassen drängeln zu müssen. Mann, das war so schön. Das Wetter am ersten Wochenende war gigantisch. Ok, manchmal ein bisschen zu dolle, aber wenigstens hat es nicht geregnet. Das kam dann an den darauffolgenden Wochenenden. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich die richtigen Klamotten dabei habe (mit viel Augen zu drücken, weil authentisch hab ich auf die Schnelle nicht hinbekommen), war wieder irgendwas, was ich mir auf meinen Merkzettel notieren musste: warme Klamotten, dichte Klamotten, mittelalterliche Regenjacke, Schuhe schwierig, wenn nass und kalt. Das nächste Jahr bin ich perfekt ausgerüstet. Ich fange bereits an, mich auszurüsten. 

Warum ich das Thema nochmal aufgegriffen habe? Weil mich dieses Erlebnis so bereichert hat und mich persönlich ganz weit nach vorne gebracht hat. Die Menschen, die ich getroffen und kennengelernt habe. Die Atmosphäre, die mich total gecatcht hat. Die Stunden und Tage, die ich mit Lili und Bea verbracht habe – unbezahlbar. Das kann man nicht erzählen, denn da fehlt immer das Gefühl dazu. Ich hab mich was getraut und ich bin dadurch gewachsen. Ich habe eine neue Seite an mir kennengelernt und das gefällt mir richtig gut. Mir hat das einen Riesenspaß gemacht, es war unfassbar anstrengend und ich würde es sofort wieder machen. Und außerdem hat mich das Mittelalter gepackt. Aber so richtig. Genauer das Frühmittelalter, denn das ist Campa Freya. Vielleicht traue ich mich und ich erzähle euch noch von Velden. Aber ein andermal.

Die Moral von der Geschicht´: Steh´ dir nicht selber im Weg und vertrau´ dir endlich. Es kann dir nichts passieren. Es gibt Leute, die auf dich aufpassen und da sind, wenn du fällst. Aber das wird nicht passieren. Weil du gar nicht in die Situation kommst, in der du fallen könntest. Weil alles nur in deinem Kopf ist. 

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