Jetzt mal Butter bei die Fische: Wusstest du, dass du nur dann Haare anfassen darfst, wenn du Friseur bist? Zumindest das wurde mir nach einem Telefonat mit der HWK München Oberbayern mitgeteilt. Aber mal alles der Reihe nach.
Als ich zu Lili 2023 in den Dreadzauber kam hatten wir ganz klar ausgemacht: Wenn ich die Ausbildung bei der Dreadfactory fertig habe, lasse ich mich noch von der HWK (Handwerkskammer) prüfen. Ganz ehrlich? Ich hatte ganz zu Anfang natürlich wie die allermeisten anderen auch keine Ahnung, dass man mit dem Zertifikat zur geprüften Dreadstylistin in den meisten Bundesländern überhaupt nichts anfangen kann geschweige denn arbeiten darf, wenn man nicht noch DIE Prüfung gemacht hat (oder eben bereits ausgebildete Friseurin ist): DIE Prüfung vor der Friseurinnung. Jep. So schaut´s aus. Wieso, weshalb, warum? Darüber lasst uns mal woanders diskutieren. Hier erzähle ich euch ganz transparent, wie es knapp 3 Jahre später zugegangen ist, also nachdem Lili die Ausnahmegenehmigung inkl. Handwerkskarte ergattert hat.
Mich dünkt: Die Bürokratie ist v.a. in Oberbayern vorangeschritten und die Prüfer noch bornierter als vorher schon. Hey! Wusstet ihr, dass es sogar einen Unterschied bei den Prüfungen gibt in Ober- und Niederbayern? Die Nürnberscher sind da glaube ich etwas entspannter. Ein Tag theoretische und praktische Prüfung und am Ende des Tages bekommt man sogar schon sein Prüfungsergebnis. Aber die Leute, die der HWK München Oberbayern zugeteilt werden, haben das ganz große Los gezogen. Arschlochkarte maximal.
Also. Warum ich mir doch etwas mehr Zeit gelassen habe, um mich anzumelden? Ich hatte die Prüfungsgebühren einfach nicht in der Portokasse. So einfach. Der Spaß kostet nämlich ordentlich Kohle. Und dann eilt der Friseurinnung München noch der Ruf voraus, dass die Prüflinge mit den Filzlocken erst mal nicht durchgelassen werden, denn die haben bei den Friseuren ein nicht so hohes Ansehen. Irgendwann muss aber mal was passieren und eigentlich mag ich mich nicht so einschüchtern lassen. Bleibt also nur die Flucht nach vorne.
2025 soll das Jahr der Gewerbeummeldung werden. Bisher lief mein Unternehmen nämlich noch unter Gesundheitsberatung. Das wollte ich ändern. Ganz offiziell.
Bevor ich mich ans Gewerbeamt gewandt habe wollte ich den Schritt wagen, direkt bei der HWK anzurufen und nachzufragen, wie das so abläuft. Alles andere ist nur Zeitschinderei, denn sie kommen sowieso auf einen zu. Da würden sie zuviel Geld verlieren. Und das meine ich leider nicht ironisch. Hat gedauert, aber tatsächlich hatte ich wider Erwarten keinen Griesgram am Telefon, sondern einen freundlichen Herren, der zwar erst nicht so recht wusste, was ich von ihm wollte. Meine Güte, sind Dreadlocks wirklich noch so exotisch? Aber er hat sich Zeit genommen und mir schon mal ein paar Sachen sagen können. Dann also hatte ich die richtige Stelle für die Beantragung zur Ausnahmebewilligung im Friseurhandwerk. Und dann hieß es erst mal warten. Dann war die Dame im Urlaub. Wieder warten. Die Fragen, die in der Zwischenzeit aufploppt waren, musste ich nur leider los werden. Also habe ich gleich noch die Friseurinnung belästigt. Lili sei Dank war ich schon vorgewarnt, was kommen könnte. Einige Ansprechpartner kannte ich deshalb schon und Lili hat mir einiges an Nervosität weggenommen. Nur leider nicht für lange….
Dann kam die Prüfungsausschreibung mit allen Daten. Uff. In zwei Monaten schon? Einschüchternd. Ganz ehrlich. Und natürlich kostet jeder Handstrich nochmal ein paar Taler. Dass es Dreadstylisten schwer gemacht wird, diese Prüfung zu bestehen, wusste ich. Wenn man das aber schwarz auf weiß bekommt, ist das nochmal eine andere Hausnummer. Egal. Die Termine sind blöd gesteckt, der Termin für die Infoveranstaltung bereits eineinhalb Wochen später und Rückmeldung dafür muss innerhalb der nächsten 3 Tagen eingegangen sein. EGAL. Ich spiel‘ nach euren Regeln. Ich brauch‘ was von euch, also mache ich was verlangt wird. Dagegen haben sich schon viele vor mir gewehrt und sind heulend gescheitert. Also nicht ärgern über die für Dreader absolut hirnlosen und sinnfreien Aufgabenstellungen und Lernfeldern aus dem Fachkundebuch für Friseure, sondern pauk dir das irgendwie in die Birne. Leute, ich sags euch ganz ehrlich: Bei mir ist das mit dem Lernen für eine Prüfung schon ein paar Jährchen her. Ich tu mich sauschwer, trocken aus einem Buch heraus zu lernen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ich werd‘ das schon irgendwie in meinen Kopf bekommen. Den praktischen Block habe ich geregelt: Dafür braucht es zwei (!!!) Modelle, die sich Zeit nehmen, um sich mit mir für die Prüfung in München (!!) zu treffen an einem Montag (!!!). Klar. Überhaupt kein Problem. Warum zwei Modelle? Naja, die Neuerstellung ist am Vormittag vorgesehen (3,5 Stunden) und am Nachmittag wird noch eine Pflege in 4 Stunden gemacht. Lest euch den Satz gerne noch ein paar Mal durch und klappt den Mund wieder zu. Ihr seht: Die Leute wissen NICHTS von der Materie.
Ich habe mich gemäß der Zeitvorgabe nach Modellen umgesehen, die in dieser Zeitspanne zu schaffen sind. Erst mal natürlich finden. Lili sei Dank wußte ich rechtzeitig, dass ich zwei Modelle brauche. In Nürnberg ist übrigens nur ein Modell gefordert, aber das nur so am Rande.
Dann war also die Infoveranstaltung der Friseurinnung in München. Memo an mich: Fahre niemals wieder um 8 Uhr früh mit dem Auto nach München!!! Egal. Punktlandung. 10 Uhr gings los. Ein bekanntes Gesicht ist auch noch reingeschneit. Was hab ich mich gefreut, dass meine Hoffnung eingetreten ist. So waren wir also zu zweit. Unsere zukünftige Prüferin, eine ältere Dame, die erst mal jammern musste, dass sie darauf eigentlich keine Lust hat, man ihr das Thema mit den Dreadlocks aufgedrückt habe, begrüßte uns mit den Worten: „Na, jetzt sind sie hier. Dann müssen wir wohl die Prüfungsausschreibung noch anspruchsvoller machen!“ Das hat mich offengestanden kurz sprachlos gemacht. Was soll so was? Zum einen ist das wie ein Schlag in die Magengrube, zum anderen lässt einen das mit dem Schlimmsten rechnen. Sie ließ auch immer wieder durchblicken, dass Dreadlocks und Frisuren für sie zwei völlig unterschiedliche Bereiche sind, die nicht zusammengehören. Ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen: Sehen sie? So geht’s mir auch.
Diese Frau war Friseurin ihr Leben lang: Sie hatte einfach überhaupt keine Ahnung wie wir arbeiten. Manche Forderungen von der Friseurinnung (im speziellen Fall die Forderungen des Friseurobermeisters, denn der kann die Prüfungsumstände ändern, wenn er denn wollen würde) waren einfach nicht umsetzbar. Bis sie mal verstanden hatte, dass Partialdreads im Unterhaar gemacht werden und wie das dann aussieht – das konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Ich zeigte ihr ein Foto auf meinem Handy: „Das gefällt mir überhaupt nicht. Sowas ist doch keine Frisur!“ Darum geht es doch nicht. Mir gefiel ihr klassischer Altweiberhaarschnitt in modernem Weiß auch nicht. Hier geht’s um die Prüfung, darum, was gefordert wird. Wie ihr seht hatten wir grundsätzliche Sachen zu diskutieren. Auch, dass man am Oberkopf bei Partialdreads mit den offenen Haaren nicht arbeitet und daran nichts macht. „Ja, aber die Konturen!“ Nix Konturen. Was will ich mit Konturen? Konturen gibt’s bei Haarschnitten, die wir ja nicht machen dürfen. Ich finde wir haben uns da schon richtig gut geschlagen.
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass sie gewillt und trotz allem nett und entgegenkommend war, um uns augenscheinlich eine faire Prüfungssituation zu ermöglichen. Sie hat immer wieder nachgefragt, sie wollte (zumindest hatte ich den Eindruck), dass wir nicht blind in die Prüfung rattern. Wir reden hier erst mal nur von der praktischen Prüfung. Wie wir das machen, dass wir Fotos von den Modellen vorbereiten, die wir identisch in der Prüfung umsetzen sollen? Ich wusste es nicht. Diese Friseurmeisterin war eine von zwei, die uns die Prüfung im Juli abgenommen hat. Sie hatte keine Ahnung, was wir machen können, im Sinne von realistisch umsetzen. Wir wussten nicht, ob die Prüfer damit zufrieden sein werden. Die theoretische Prüfung? Wir hatten da was ausgehandelt. Ein paar Lernfelder wurden uns erlassen, weil wir nun mal keine Haar schneiden, Dauerwellen machen oder Nägel lackieren. Alles andere machte Sinn, auch für uns Dreader. Aufbau eines Haares? Kopfhauterkrankungen? Hygienmaßnahmen? Was macht Shampoo eigentlich mit den Haaren? Und Wasser? Wieso pH-Wert? Halte ich für nicht ganz unwichtig zu wissen. Nur leider, leider lief das dann ganz anders als vereinbart.
Julia (ja, DIE von Bluedragon Dreadlocks) und ich haben uns ums gemeinsame Lernen herumgedrückt, solange es ging, aber irgendwann war die Nervosität größer und wir wussten: so ganz alleine ohne Plan gehts einfach nicht. Also die müden Augen aufgespreizt und zweimal die Woche zum abendlichen Läääääääärnen virtuell getroffen.
Bis zum Prüfungstermin habe ich noch zweimal die Strecke abgefahren. Zur Beruhigung. Ich bin nun mal ein Landei und ich kann das mit den Öffis in München einfach nicht. Mal schnell in die falsche U-Bahn einsteigen kann ich schon eher. Was macht man nicht alles, um pünktlich an zwei Tagen hintereinander zur Prüfung zu erscheinen. Denn hier wird nicht lange gefackelt: Wer nicht da ist, zahlt trotzdem.
Also. Dann war der Tag der praktischen Prüfung. Alles vorher zigmal durchgesprochen mit Julia (dem Öffi-Profi, mit der alles ganz easypeasy gelaufen ist), meinem Model Franzi, die mit mir in aller Frühe um 5.30 Uhr losgetuckert ist und mit meinem Nachmittagsmodell Sven.
Wir waren viel zu früh. Aber ich finde es stresst mehr, wenn man auf den letzten Drücker ankommt, also lieber warten. Vor der Türe. Bei Regen und abgeschlossenen Toiletten. Unsere ältere Dame kam dann schon mal ziemlich pünktlich an. Vorbereitungen im Hintergrund waren irgendwann abgeschlossen. Und dann wurden wir in den Raum gebeten mit 5 weiteren Prüflingen. Im unwirschen Ton wurde in den Raum gefragt, wer für die Prüfung für Haarextensions da ist. Julia und ich haben uns angekuckt und natürlich nichts gesagt. Dann kam ein weiteres ungeduldiges Handgefuchtel in unsere Richtung: „Ihr zwei seid das!“ Widerrede unnötig („Äh, wir machen Dreadlocks!“, „Nein, nein. Egal!“). Was soll man da sagen? Es ist Prüfung, man ist schon so nervös genug. Da hält man erst mal die Klappe. Wir wurden an unsere Plätze manövriert und waren an diesem Tag Nummer 4 und Nummer 5. Bei mir ging es aber gleich weiter: Ich war die Erste, die mit einer fiktiven Beratung anfangen musste. Ein Model wurde gebrieft und wir gingen in einen anderen Raum. Situation wie bei einem Friseur, die Prüferin setzte sich ein paar Stühle weiter weg, ging nochmal raus, kam wieder, telefonierte, ging nochmal raus setzte sich. hin: Ich durfte beginnen. Das Model sprach schlecht deutsch und ich habe aufs dritte Mal immer noch nicht ihren Namen verstanden. Fing ja schon mal richtig gut an. Es kam noch besser.
Das Mädel war gebrieft worden für einen Friseurprüfling: Sie war total offen für einen neuen Haarschnitt und neue Farbe und lässt mir freie Hand. Bäm. Alter, was soll sowas? Natürlich war ich perplex. Meine Antwort: „Das ist toll. Aber dann musst du zu einem Friseur gehen, denn ich schneide keine Haare und färbe nicht.“ Kurzer Blick zur Prüferin, der erst da wieder eingefallen ist, warum ich da bin. Nochmal kurz mit dem Model gesprochen. Jetzt war sie total offen für Dreadlocks, blablabla. Sie konnte mir keine einzige Frage stellen. Da bin ich etwas „geschwommen“, denn meine Kunden haben immer Fragen dabei. Und die hat mich einfach nichts gefragt! Was also machen? Ich hab improvisiert. So weit wie nötig ausgeholt zum Thema und trotzdem so wenig wie möglich erzählt, damit ich mir nicht doch noch selber ein Bein stelle. Naja, irgendwann war ich entlassen, aber nicht ohne noch den Beratungsbogen mit der Farbkarte auszufüllen, die anders war, als die, die uns bei der Infoveranstaltung gezeigt worden ist.
Und dann erst durfte ich mit der Neuerstellung anfangen. Franzi war super: total entspannt, total ruhig, immer einen kessen Spruch auf den Lippen und immer alles mitbekommen, was so im Hintergrund abgelaufen ist. Punktlandung. Alles in der vorgegebenen Zeit geschafft. Julia ebenso. Total souverän abgeliefert. Dann wurde das Ergebnis abgenommen. In der Zeit waren die Friseurprüflinge bereits in Mittag und wieder zurück. Irgendwie hatte man unsere Pausenzeiten nicht mehr im Kopf. Aus „Ihr müsst noch was essen. Geht doch mal schnell raus, sonst kippt ihr uns noch hier um. (Halloooo???? Wir sind Dreader. Wir sind keine Weicheier.)“ wurde schnell ein „Na, dann holt euch schnell was“, wurde ein „Wann kommen eure nächsten Modelle?“. Eine Stunde Mittag wurde also mal schnell gestrichen. Das machte uns aber nix. Wir hatten noch Reste vom Frühstück und mein Model Sven winkte bereits grinsend zum Fenster herein. Na dann gehts also gleich weiter.
Ich muss noch kurz was dazwischenschieben: der Friseuroberwachtmeister wurde noch dazugerufen, um die fertigen DreadKöpfe fachmännisch zu prüfen und kontrollieren. Bis der mal da war! Dann kam er, schnackte kurz mit den Prüferinnen und wollte wieder gehen! Ohne Kontrolle! Aber da hatte er nicht mit meiner Franzi gerechnet. Ich auch nicht. Kurz angeblafft, weil die Modelle eben mit uns bereits über 20 Minuten auf sein Erscheinen gewartet hatten und sie auch nicht entlassen wurden, hat er sich missmutigst dazu herabgelassen, unsere Arbeiten in Augenschein zu nehmen. 5 Minuten hat das bestimmt gedauert. Dann war der Drops gelutscht.
Ich hatte hier ja noch so einen Glücksgriff getan. Sven war ja bereits schon mal Prüfungsmodel bei Lili. Ich wusste also: Wegen Svens Iro kann keiner meckern, denn damit wurde schon mal eine Prüfungs-Pflege gemacht. Und er kannte die Prüferinnen. Alles entspannt und im grünen Bereich. Das hat mir das Leben bis zum Schluss ziemlich erleichtert. Vor allem, weil sich die graue Eminenz mit ihren Fachfragen, die sie eigentlich an Julia und mich noch zur Erfüllung unserer Punktezahl stellen hätte müssen, sehr zurückgehalten hat bzw. keine mehr hatte. Warum? Sie hatte Fragen für die Erstellung von Haarextensions vorbereitet!!!!! Heidewitzka. Naja. So konnten wir unsere Modelle auch hier pünktlich fertigstellen. Die Abnahme dauerte natürlich noch ewig, aber egal. Wir hatten Tag 1 überstanden.
Tag 2 ging etwas später an: Die theoretische Prüfung, vor der ich am meisten Bammel hatte. Denn da kann man nicht improvisieren, da zählt nur das, was du aufs Papier bringst. Und ein bisschen Glück mit den Fragen. Aber die graue Eminenz hatte uns ja etwas „Erleichterung“ eingeräumt und wir sollten uns ja mehr auf Hygiene fokussieren. Den Wirtschaftsteil konnte ich wegen meiner bisherigen Selbständigkeit auslassen: Von Tuten und Blasen habe ich offensichtlich Ahnung.
Auf der Prüfung (die aus zwei Teilen bestand) war die Prüfungszeit mit 180 Minuten angegeben. Alles klar. Dann los. Aber hoppala: Die Prüfung war von 2021! Die Prüferin wollte doch Fragen auf uns abstimmen. Keine einzige Frage zu Hygiene. Ich war mir sicher: Dieselben Fragen hatte Lili bereits 2022 bekommen. Und sie hatte sich schon darüber aufgeregt, dass die Prüfungsfragen mit dem Fachkundebuch, mit dem wir uns ausschließlich vorbereiten sollten, so rein gar nichts zu tun haben. Mann, war das eine Klatsche. Aber egal. Augen zu und durch. Manches bekannt, vieles geraten.
Teil 2 sollte Fragen zu Dreadlocks beinhalten. Pustekuchen. In der Schule würde man das als Themaverfehlung bezeichnen. Nix. Niente. Nada. Ich war nach gut 90 Minuten fertig. Es gab nichts mehr hinzuzufügen. Besser würde es nicht werden. Dann hieß es plötzlich: „Sie haben noch etwa 20 Minuten Zeit. Also fertig werden!“. Äh. Moment. Da war doch was mit 180 Minuten. Ach ja, mal wieder unter den Teppich gekehrt. Mir wars egal. Ich war ja fertig. Aber die Friseurprüflinge noch nicht.
Summa summarum: An Absprachen wurde sich nicht gehalten. Obwohl ich das dem Alter und dem Stresslevel der grauen Dame zuschreibe. Ich glaube sie hat nicht absichtlich Prüflinge wie die Doofen da stehen lassen, weil sie „falsch vorbereitet waren“. Denn die können und werden sich während einer laufenden Prüfung nicht dagegen wehren, Und wem glaubt man schon. Dass die schriftliche Prüfung 4 Jahre alt war, obwohl sie für uns neue Fragen aufsetzen wollte? Ich glaube sie kam einfach nicht dazu. Dass keine Frage zu Dreadlocks gestellt wurden, sondern welche Frisur ich für eine Hochzeit mit Thema Mittelalter auf einem Schloss empfehlen würde? Vielleicht ist diese Frage einfach reingerutscht.
Fakt ist: Um die Prüfung kommt man in kaum einem Bundesland herum. Da kann man weinen, schimpfen und lamentieren, dass das alles Unsinn ist, dass das so unfair ist und willkürlich und man sich ungerecht behandelt fühlt. Die Handwerkskammer sieht dich in den meisten Bundesländern als Teil des Friseurhandwerks! In anderen gilt das Erstellen von Dreads sogar nur als Minderhandwerk für das es keiner Prüfung bedarf und somit grätscht man den Friseuren dazwischen. Auch, wenn das Erstellen von Dreadlocks nirgends Teil des Ausbildung ist. EGAL. Man hat zu beweisen, dass man sich mit der Materie Haare auseinandergesetzt hat und DAS ist sinnig. Was ich für unsinnig erachte ist die Tatsache, dass die Prüfung von Laien aufgesetzt und zusammengebaut wird. Noch nicht mal Laien. Friseuren. Und das meine ich nicht abwertend. Leider setzt man sich nicht mit UNSERER Materie auseinander und das kreide ich durchaus an. Dass die Handwerkskammer offensichtlich fast ausschließlich von den unfreundlichsten, überfordersten und fachmüdesten Mitarbeitern besetzt ist, die von Personen belästigt werden und dementsprechend bei Ruhestörung angefressen sind, sei mal dahingestellt. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber eine Friseurinnung sollte endlich an ihrem Image etwas ändern. Denn, wenn ich durch die Zahlung von unverschämt hohen Prüfungsgebühren Teil der Innung und später nach Eintragung in die Handwerksrolle noch Mitglied bei einer Handwerkskammer bin (hat keiner gefragt, ob ich das überhaupt will), muss ich ja auch Rechte haben. Zumindest wurde ich ausführlich darüber informiert, was meine Pflichten sind.
Jetzt endlich mein Fazit:
Die Handwerkskammer passt auf das Handwerk Friseur auf und das ist ihr gutes Recht. Dann passt sie jetzt wohl auf mich auch auf. In irgendeiner Art und Weise bestimmt. Denn jetzt bin ich ein eingetragener Handwerksbetrieb. Die kleine Einschränkung für Flechtfrisuren lassen wir mal außer acht. Ja, ich weiß. Man hat bis zum Schluss einfach nicht zugehört.
Die Friseurinnung plant die Prüfung für die Handwerkskammer aber nur in München! Die Tatsache, dass es hier in Ingolstadt eine Zweigstelle gibt, die aber keine Prüfungen durchführt und schon gar nicht für jeden Hinz und Kunz, muss man einfach ignorieren. Ich hab genau gesehen wie die Dame der Zweigstelle in Ingolstadt am Telefon angefangen hat zu hyperventilieren ob meiner unverschämten Frage nach Verlagerung des Prüfungsortes. Somit wird die Prüfung von der Innung für die HWK sehr umständlich und aufwendig für alle umgesetzt. Das ginge auch wesentlich einfacher und kürzer. 2 Tage durchgezwiebelt werden? Unnötig. Noch dazu müsste sich jemand dransetzen und eine neue Prüfung formulieren.
Die Prüfung für die Ausnahmegenehmigung wurde in den letzten Jahren auf jeden Fall nicht angefasst Wozu auch? In den letzten Jahren wurde offensichtlich nur eine handvoll Dreader in Bayern geprüft. Man geht jetzt davon aus, dass Dreaden nicht rentabel ist und niemand dieses „Handwerk“ erlernen möchte. Denkt das mal ruhig weiter. Die Prüfer haben keine Lust, etwas Neues zu formulieren und der praktische Teil ist nach den aktuellen Forderungen nicht umsetzbar. Die Diskussionen vorne weg könnte man sich halt sparen. Nachdem aber diese Prüfung weder gern gesehen ist und bei den Prüfern offensichtlich unbeliebt (weil man mit dem Thema nichts zu tun haben möchte, man kennt sich nicht damit aus, weil man sich nicht damit befasst, etc ), wird sich da freiwillig niemand dran setzen. Man ja keine Zeit für sowas. Ich würde mich zur Verfügung stellen und eine Prüfung aufsetzen mit Fragen für das Handwerk Dreadstylist. Ganz ehrlich. Die mit uns auch zu tun haben. Ich glaube ich werde nochmal anrufen und meine Hilfe anbieten. Aber ich weiß jetzt schon, was kommt: Nicht nötig. So oft machen wir diese Prüfung ja nicht.
Aber das Wichtigste zum Schluss: HEYYYYY, ich führe ab sofort einen Handwerksbetrieb und da bin ich mächtig stolz drauf. Hat Schweiß, schlaflose Nächte und Hinzittern erfordert, aber ich hab das in erster Linie für mein Business gemacht. Jetzt kann mir keiner mehr an den Karren fahren. Alles abgesichert und in trockenen Tüchern. Die bürokratischen Mühlen in Deutschland mahlen seeeeeehr langsam, aber sie mahlen, Deshalb kann es auch nach vielen Jahren immer noch passieren, dass man einen Brief von der Handwerkskammer bekommt und seine Handwerkskarte vorlegen soll. Die man dann evtl. nicht hat. Und dann musst du das Dreaden aufhören. Zack-Bumm! Von gleich auf sofort wird dein Geschäft geschlossen. Und das nachdem du alles reingesteckt hast, um dir was aufzubauen. Also nääääääääää. Das war mir zuviel Risiko. Jetzt kann ich wieder ruhig schlafen und alles ist gut.
Thema „HWK-Prüfung“ kann von der Bucketlist gestrichen werden. Ich glaube ich fahr nochmal nach München und geh mit den Prüferinnen Kaffee trinken. Ich könnte mir vorstellen, dass es viel zu erzählen gäbe. Diese Frauen sind Friseurinnen mit Leib und Seele. Man könnte soviel voneinander lernen.