Hallo, jemand zuhause? oder Die Sache mit der Identität

Ich erzähle euch eine kleine Vorweihnachtsgeschichte, die sich genau so zugetragen hat. Echt, ich schwör!

Thema: Paketdienste, speziell dieser hier. Fängt mit D an und hört genauso auf.

Ich hatte zwei Pakete in Zustellung. Mittlerweile bekomme ich etwas Panik, wenn dieser Paketdienst im Spiel ist, weil man nie weiß, wo unsere Pakete landen. Und ob.
Auf jeden Fall habe ich das teurere Paket an einen Pick Up Shop liefern lassen (den werden sie ja wohl finden) und das billigere an unsere Adresse (im Hinterkopf hatte ich natürlich, dass ich mir den Zusteller mal zur Brust nehme, falls unser Päckchen wieder eine Haustür zu früh zugestellt wird).

Gesagt, getan. Seit der letzten Abholung im Pick Up Shop weiß ich: Kein Ausweis, kein Paket. Also bin ich ganz stolz, weil ich an alles gedacht hatte und bin in den Shop gestiefelt. Drei Damen an der Kasse vom Kik. Drei Augenpaare richten sich auf mich.
Ich: „Hallo, ich möchte gerne ein Paket abholen für Dinter.“
Die eine Dame checkt die Zustellliste: „Hier ist kein Paket für Dinter.“
Ich: „Na, dann wahrscheinlich unter Mondzauberdreads.“ Frau: „Ah, ja. Da. Aber jetzt haben wir ein Problem!“
Ich: „Oh. Welches?“
Frau: „Bei der Adresse steht kein Name.“
Ich: „Hm. Aber auf dem Ausweis steht meine Adresse.“
Frau: „Ja, aber nicht der Firmenname.“
Ich: „Dann gebe ich ihnen meine Visitenkarte, Da steht Firmenname UND mein Name.“
Frau: „Aber dann brauchen wir jetzt eine Vollmacht.“
Ich (leicht verwirrt):“Äh, ernsthaft jetzt? Das Unternehmen bin ich.“
Frau: „Ja, aber es steht ihr Name nicht auf dem Paket.“
Ich: „Ah. Verstehe. Was machen wir jetzt?“
Frau: “ Sie müssen eine Vollmacht ausfüllen.“
Ich: „Also, dann stelle ich jetzt mir als Geschäftsinhaber selber eine Vollmacht aus, dass ich mein eigenes Paket abholen darf. Joa, macht Sinn, total logisch. Ok. Dann bekommen sie jetzt meine Vollmacht für mich selber.“
Frau: „Ja, aber sie dürfen das nicht hier bei uns ausfüllen.“
Ich: „Also langsam wirds komisch. Wie wollen sie es denn gerne haben?“
Frau: „Na, sie müssen das jetzt mitnehmen und später wieder vorbeibringen.“
Ich: „Na gut. dann nehme ich das jetzt mit nach draußen, fülle das in meinem Auto aus und bringe es in zwei Minuten wieder zurück. Reicht das für später?“
Frau: „Also, eigentlich….“
Ich: „Hören sie, sie bekommen alles von mir, da ich jetzt hier bin mit allem, was notwendig ist, um an mein Paket zu kommen. Aber irgendwo müssen wir uns jetzt einig werden.“
Frau: „Naaaaaa gut. Sie können es hier ausfüllen. Ich hole ihr Paket.“
Eine ausgefüllte Vollmacht später.
Ich: „Da steht ich muss einen Firmenstempel auf die Unterschrift machen. DEN habe ich jetzt nicht. Aber extra für sie werde ich mir einen Firmenstempel besorgen.“
Frau: „Der ist ja nicht für uns. Der Paketdienst will das so.“
Ich: „Ah ja, genau die, die die Pakete immer zustellen wie es ihnen gerade einfällt. Auf jeden Fall würde ich jetzt hier ganz schnell den Laden verlassen, bevor ihnen noch etwas einfällt.“
Ein paar Freundlichkeiten später bin ich mit Paket und einem tiefen Seufzer aus dem Laden.

Das wäre geschafft. Jetzt brauche ich bloß noch den Zusteller in persona.

Ich warte zuhause mit der Livezustellung im Blick. Paketwagen kommt um die Ecke. Ich sehe ihn, er sieht mich. Er hält eine Haustüre zu früh. Ich denke mir: Kollege, ich weiß genau, was jetzt kommt. Er geht nach hinten und ich gehe vorne herum und stelle mich an Nachbars Briefkasten. Kollege kommt hinter dem Auto hervor.
Ich: „Ist das für Dinter?“
Er: „Ja, is für Dinter.“
Ich: „Ich wohne aber da vorne, wo es dick und fett auf dem Briefkasten steht. Sogar mit Hausnummer.“
Er kuckt mich verständnislos an.
Ich: „ICH.WOHNE.HIER.NICHT. HIER NIX DINTER. DA VORNE DINTER.“
Kollege: „Ah.“ und will an mir vorbeiziehen. Mit meinem Brief.
Ich: „Hey, ich stehe hier. Das ist MEIN Brief. Gib mir den doch jetzt einfach.“
Er dreht wieder um. Immer noch verständnislos.
Ich (nochmal in langsam): “ Das – ist – mein – Brief.“
Zögerlich übergibt er mir meinen Brief.
Er: „Unterschrift.“
Ich warte.
Er: „Keine Unterschrift.“
Geht vorbei, setzt sich ins Auto.
Ich stiefle mit meinem Brief in der Hand davon. Ich glaube nicht, dass er verstanden hat, was ich eigentlich von ihm wollte.

Ich frage mich wie ich die Sache für alle Beteiligten in Zukunft vereinfachen könnte. Kann ja nicht sein, dass es immer so ein Drama gibt. Vielleicht sollte ich dem Zusteller mal einen Kaffee in die Hand drücken, damit er sich an mich erinnert. So wie bei dieser großen amerikanischen Kaffee Kette. Wo man auf den To Go Becher eine Botschaft schreibt: Dinter ist da, wo die Frau mit dem Kaffee rausgekommen ist. Nä, zu lange für den Becher. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein. Oder ich verlasse mich auf den Livetracker.


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