Hallo 50! oder „Was soll das denn jetzt?“

Was für eine unwirkliche Zahl. Ich fühl mich einfach nicht so. Das ist nur eine Zahl stimmt auch nicht ganz. Der Körper hat sich über die letzten Jahre verändert: Der Rücken schmerzt beim Aufstehen, die Knie melden sich auch seit einiger Zeit (wieso die Knie? damit hatte ich nie Probleme!), schlägt das Herz mal schneller versucht man bewusst dagegen zu atmen (naja, ich mach das so. Keine Panik, ok?). In der Küche zu flotten Beats tanzen sah auch mal lockerer und sexier aus. Ich überlege mir, ob ich mich auf den Boden statt auf das Sofa setze, weil das Aufstehen evtl. ein oder zwei Stöhner auslöst. Ok, ich sollte mehr Sport machen. Das muss ich wirklich. Ich weiß das. Stuhl-Yoga oder Wandpilates hört sich gut an. Das kann ich alleine machen, da kann ich soviel Stöhnen wie ich will und kann mich danach ganz undamenhaft über den Boden bis zum nächsten Haltepunkt rollen. Die Augen verhalten sich auch merkwürdig: Manchmal verschwimmt mir der Fokus vor Augen. Ich bräuchte eine Sehstärke, die es noch nicht gibt. Also schummle ich mich mit Brille, Kontaktlinsen und Lesebrillen in diversen Stärken durch den Tag. Bis zu meinem nächsten Auftritt brauche ich auf jeden Fall ein größeres Tablet. Bisher hatte ich die kleinste Version eines Tablets (soll ja unauffällig auf der Bühne sein), aber ich kann darauf manchmal einfach nichts mehr lesen. HAhahaha. Ich sollte meine Texte eigentlich auch auswendig können. Mittlerweile bin ich variabel geworden mit Songtexten. Und ein Auftritt sollte vor 21 Uhr beendet sein, damit ich rechtzeitig ins Bett komme, sonst bin ich tagelang nicht zu gebrauchen. Schlafen kann ich sowieso nicht richtig (ich glaube, das hab ich einfach verlernt), also nehme ich, was ich kriegen kann. Alkohol trinke ich kaum, den vertrage ich nicht, mein Körper reagiert leider sehr abwechslungsreich darauf. Aber was er dann genau vorhat, erfahre ich erst hinterher. Ich rauche nicht. Damit habe ich mir mal fast meine Stimme komplett geschrottet. Ein Laster muss ich mir also auch genau überlegen. 
Meine Füße. Früher bin ich mit Stöckelschuhen durch die Arbeit getippelt, Etuikleid. Die Schuhe habe ich immer noch. Bin mal zum Spaß reingeschlüpft. Was ist bitteschön aus meinen Füßen geworden? Ich habe Füße wie ein Hobbit! Quadratlatschen wie man in Bayern so schön sagt. Keine Chance mehr solche Schuhe länger als 5 Minuten anzulassen.
Nachdem ich sowieso schon dieses Thema gestreift habe, mache ich doch gleich mal hier weiter: Arbeit. Was habe ich erreicht? Karrieremäßig. Sagen wir mal ich bin immer schön mitgerutscht bis es dann erdrückend genug wurde, um auszubrechen.

Und da bin ich jetzt, um mal alles ein wenig Revue passieren zu lassen. Das macht man doch so an einem runden Geburtstag. Ob ich Angst davor hatte? Nicht wirklich. Ich kann mit der Zahl einfach nichts anfangen. Was soll ich damit? Ich habe mir überlegt, ob ich eine Riesenparty mache, mit vielen Freunden und lasse es mal ordentlich krachen. Also. Mit wem will ich feiern? Hm, die Freundesliste hat sich über die Jahre stark ausgedünnt. Mit wem bin ich gerne zusammen? Also so wirklich? Wen möchte ich dabei haben. Irgendwie wird die Liste nicht so lange. Na gut, dann machen wir halt nur Party. Aber ich mach doch sonst auch keine Party. Ich habe irgendwie keine Lust auf Party. Ich will einfach nur an meinem Lieblingsort mit meinem Lieblingsmensch mit den besten Freunden und Ohana zusammen sein. Alle gleichzeitig (man muss ja in der Zeit sparen ab einem gewissen Alter). Was sich dann daraus entwickelt werde ich sehen. Ich plane so ungern. Es kommt doch eh immer anders als man denkt und dann ist man enttäuscht. Also plane ich nur soviel wie unbedingt nötig. Geburtstagsfeier? Check.

Also nochmal. Was habe ich in meinem Leben erreicht? Ich weiß, was ich auf die Beine gestellt habe. Mich. Immer wieder. Und das sage ich nicht nur so dahin. Habt ihr euch schon mal das Gedankenspiel erlaubt, was gewesen wäre, wenn man sich an einem Punkt anders entschieden hätte? Ja, müßig darüber nachzudenken, ich weiß. Daraus soll ja auch keine Endlosspirale werden. Es geht nur um einen einzigen Moment, der evtl. den Rest deines Lebens beeinflusst hat….. Es gibt keine falschen Entscheidungen. Zumindest für mein Verständnis. Jede Entscheidung zieht ihre speziellen Konsequenzen nach sich, die es nicht gegeben hätte, hätte man sich anders entschieden. Es gibt blöde Entscheidungen, unkluge Entscheidungen, harte Entscheidungen. Entscheidungen, die man nicht treffen will, aber treffen muss. Aber keine falschen. Bevor jemand für mich entscheidet mache ich das doch lieber selber. Ich treffe auch Entscheidungen, die für andere überhaupt keinen Sinn ergeben. Müssen sie auch nicht. Für mich muss es am Ende einen Sinn ergeben. Die letzten Entscheidungen tragen Früchte. Endlich. Ich stehe zu meinen Entscheidungen. Alles andere wäre Quatsch. 

Naja, diese eine lebensbeeinflussende Entscheidung habe ich sogar zweimal getroffen. Mit der einen habe ich die erste Hälfte meines Lebens entschieden, mit der zweiten die andere Hälfte. Wenn ich brav bin, vielleicht sogar mehr. Und trotzdem war die erste Entscheidung nicht falsch. Ja, ok, ich hab da zu lange etwas festgehalten und mitgemacht, was kürzer auch gereicht hätte. Aber so ist es jetzt. Also nicht nachtrauern, wieviel Zeit ich an den falschen Menschen verloren habe, sondern feiern, wieviel Zeit ich mit dem richtigen Menschen verbringen werde. 

*räusper* nicht sentimental werden, ich bin noch nicht fertig. 

Und dann geht man mal so seine runden Geburtstage durch. Ich kann mich sogar noch an meinen 10. Geburtstag erinnern. Am 20. bin ich angeeckt, weil ich mit Freundinnen reingefeiert hatte. Fand mein damaliger Freund nicht so gut. Den 30. habe ich natürlich mit der damaligen Clique gefeiert. Und mein 40. war der schlimmste aller Geburtstage: An einem Ort, an dem ich nicht sein wollte mit einem Mann, den ich verachtet habe und mit Geschenken, die ich nicht wollte. Denn da war ich gedanklich schon weit weg. 

Was ich in meinem Leben erreicht habe? Ich pfeif auf sexy Kleider und Stöckelschuhe. Ich laufe soviel wie möglich barfuß durchs Leben. In bequemen Schuhen. Ok, manche haben Glitzersteinchen drauf für besonderen Anlässe. Ich zieh sie auch ohne Anlässe an. Einfach, weil sie schön sind. Ich trag Klamotten auf die ich Lust habe: Mal wird in schickem (weitem) Kleidchen gekocht (wird ja nicht besser, wenn es im Schrank hängen bleibt), dann lieb ich wieder Jeans und Spruch-Shirt. Meine Haare trage ich jetzt in Dreads, das hätte ich mich früher einfach nicht getraut. Ich tanze und hopse singend durch meine Küche (JA, in meiner Küche wird getanzt). Ist mir egal, wie ich dabei aussehe. In meinem Körper steckten 3 Kinder, die mich während (und nach) den Schwangerschaften in Kleidergrößen gezwungen haben, die man in der Zeltabteilung bekommt. Da kann der Körper einfach nicht mehr aussehen wie mit 20. Vielleicht sollte ich kurz erwähnen, dass meine Jungs ganz schön was hermachen: Optisch, menschlich (beruflich auch, aber das ist Nebensache). Also: bitte! Gerne geschehen. 

Ich habe einiges durchgemacht, auch körperlich. Und mein Körper hats mitgemacht. Und Stand gehalten. Also wie könnte ich jetzt mit meinem Körper nicht zufrieden sein? Ja, Kackhormone da mit den saublöden Wechseljahren. HimmelArschundZwirn. Hätte man jetzt einfach so weiterlaufen lassen können, aber Nein! Mutter Natur hat das anders gemacht. Na gut, wird sich schon noch einpendeln. 

Früher habe ich gelacht, um abzulenken. Man will nicht jedem zeigen, wie es innen aussieht. Heute lache ich, weil ich glücklich bin, weil ich mich selber nicht so ernst nehme, weil ich mich schnell über etwas (nicht jemanden!) amüsieren kann. Ja, ich lache gerne. Bis ich keine Luft mehr bekomme, weil ich nicht mehr ausatmen kann, und dann die Luft explosionsartig mit (peinlich) lautem Lachen hinausgeschleudert wird. Sorry, not sorry. Das ist unglaublich heilsam noch dazu. 

Ich habe erreicht für mich einstehen zu können. Ich sage meine Meinung. Ich werde laut, wenn ich muss. Ich genieße die Ruhe, wenn ich sie finde. Gestern habe ich festgestellt, dass ich wohl doch nicht dement werde, sondern ADHS habe. Ha, auch ok. Her damit. Erklärt so einiges. 

Ich kann aus meiner Komfortzone raus. Wenn ich muss. Ich weiß, dass nichts Schlimmes passieren wird, wenn ich es tue. Ist halt meistens nur sauunangenehm. Aber ich mach es. 

So, jetzt bin ich also 50. Was soll ich jetzt machen? Heulen, weil das Leben so schnell vorbei gelaufen ist? Photosynthese, um die Zellen wieder zu beleben? Mir schon mal einen Rollator besorgen? Nachlass regeln? Bleibt nicht viel zu regeln. Hängt aber alles mit meiner ersten lebensbeeinflussenden Entscheidung zusammen, deshalb: Alles richtig gemacht.

Sorry, da bin ich noch lange nicht. Ich hab noch viel zu viele Ideen im Kopf, zu viele Momente, die ich sammeln muss. Zu viele Dreadheads, die ich verschönern möchte. Zu viele unentdeckte Bereiche, zu viele Dinge, die ich noch ausprobieren muss. Aber ausschließlich Dinge, bei denen ich mich wohl fühle. 

Und jetzt habe ich noch das allerallerallerbeste für den Schluss aufgehoben: Ich muss noch ganz viele Momente mit meinem Lieblingsmenschen sammeln, meinem Seelenparter, meiner Rückendeckung in allen Bereichen. Der, den ich mit nichts überraschen kann, weil er mich in- und auswendig kennt. Besser als mich selber. Der, der mich gerettet hat und mich durch die schlimmste Phase meines Lebens begleitet hat. Und geblieben ist. Der, der mich liebt und sein lässt wie ich bin. Mein Ruhepol, wenn ich rastlos bin (ist das nicht eine Songzeile irgendwo?). Der mir eine andere (bessere, schönere) Welt gezeigt hat als die, die ich für meine Realität gehalten hatte. Wir haben so ein Seelendings. Ihr wisst schon.

Ich mach meine Welt wie sie mir gefällt. Wusste Pippi schon. Sie hatte recht. Und noch einer wusste es: Benjamin Franklin (Klugscheißermodus! aufgepasst, ich darf den jetzt jederzeit einschalten, wann ich will): „Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen!“

Also hat jemand Lust zu schaukeln? Ich bin auf dem Spielplatz. Oder im Bällebad. 

 

 

2 Gedanken zu „Hallo 50! oder „Was soll das denn jetzt?“

  1. Ich find es überaus superkalifragelistigexpialigetisch, dass wir in dem gleichen Bundesland zur gleichen Zeit leben! Und wie genial ist es bitte, dass wir uns in unseren beider Leben sogar begegnet sind! Völlig ungeplant!! 💝🥰😍 herzlichen Glückwunsch zu dem Tag, an dem es dich in diese Welt gebracht hat! ❤️‍🩹

    1. Wieder eine Entscheidung später, die eigentlich unlogisch und unsinnig war und sich als die beste der letzten Jahre herausgestellt hat. Hatte ich schon gesagt, dass ich nicht gerne plane?😅💜

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